Wie ein Vorstellungsgespräch verläuft, hängt u.a. von der Gesprächsstrategie und der Persönlichkeit Ihres Gegenübers ab. Grundsätzlich werden Gespräche in offener, halboffener oder standardisierter Form stattfinden. Daneben gibt es die Stressgespräche und die situativen Interviews. Was ist darunter zu verstehen?
Die Interviewformen – Eine Übersicht
Standardisiertes Interview
Im standardisierten Interview wird der Gesprächsverlauf durch einen im Voraus erarbeiteten Ablauf definiert. Das Gespräch selbst erlaubt wenig Flexibilität, da die Fragen der Reihe nach gestellt werden. Diese Anwendung hilft die verschiedenen Kandidaten zu vergleichen und wird oft in internationalen Firmen angewendet.
Halbstandardisiertes Interview
Beim halbstandardisierten Interview sind die Hauptthemenbereiche festgelegt. Meist in Form von Checklisten oder Leitfragen. Die Art der Fragestellung und die Reihenfolge bestimmt der Interviewer. Das ermöglicht sowohl eine Struktur des Gesprächs als auch die notwendige Flexibilität des Gesprächsverlaufs.
Offenes Interview / Telefoninterview
Das offene Interview bzw. Gespräch gleicht am ehesten einer „normalen“ Unterhaltung. Der Verlauf und die Strukturierung hängen von der persönlichen Vorgehensweise des Interviewers, seiner Erfahrung und seiner Kompetenz ab; ebenso aber auch von Ihnen und Ihrem Gesprächsverhalten.
Stressgespräch
Das Stressgespräch ist eine Gesprächsform, die im Vorstellungsgespräch eher selten angewendet wird. Das Stressgespräch kann Bestandteil einer bestimmten Phase des Gesprächs sein, z.B. um Belastbarkeit, Verhalten in Stresssituationen und geistige Flexibilität auf die Probe zu stellen. Die Techniken reichen von Beleidigungen und Provokationen, wiederholten Unterbrechungen und langen Pausen bis hin zu subtilen Formen wie Ironie, Sarkasmus und Spott.
Situatives Interview
Beim situativen Interview werden wie in einem Rollenspiel reale Situationen „simuliert“. Der Interviewer versucht herauszufinden, wie die Bewerbenden sich in bestimmten Situationen verhalten. Besonders gerne werden Verkaufsgespräche simuliert, wobei die Kandidaten aufgefordert werden, ihrem Gegenüber, welches in die Rolle des Kunden schlüpft, z.B. einen wertvollen Kugelschreiber, zu verkaufen.
Interview mit künstlicher Intelligenz
Das Gespräch findet nicht zwischen zwei Menschen statt. Der Kandidat antwortet auf Fragen, die auf dem Bildschirm als Text oder Video eines Menschen erscheinen – das System erstellt Videos oder eine Stimmanalyse der Antworten.
Das Video-Interview
Das Vorstellungsgespräch zuhause setzt sich inzwischen immer mehr durch. Um Zeit und Ressourcen für beide Parteien einzusparen, werden ein paar spezifische Fragen zu Ihrer Bewerbung geklärt. Die Videokonferenz ist der synchrone Informationsaustausch zur Bild- und Tonübertragung. Mindestens eine Kamera und ein Mikrofon als Eingabegeräte sowie ein Bildschirm und ein Lautsprecher oder Kopfhörer als Ausgabegeräte muss vorhanden sein.
Bewerbungsvideo
Firmen wie Siemens verlangen ein Bewerbungsvideo, bevor Sie vor Ort eingeladen werden. Der erste Eindruck, den Sie mit Ihrer Bewerbung hinterlassen, ist sehr wichtig. In einem kurzen Video zeigen sich Kandidaten von ihrer besten Seite, um die Personalverantwortlichen zu überzeugen, die passende Besetzung für die ausgeschriebene Stelle oder das Unternehmen zu sein. Überlegen Sie vorher gut, ob ein Video Ihre Bewerbungschancen verbessert. Und achten Sie darauf, dass Ihr Video sowohl zu der ausgeschriebenen Stelle als auch zur Branche passt, bei der Sie sich bewerben. Inhaltlich ist wichtig, dass Sie sich auf wenige Fragen konzentrieren, die Sie in Ihrem Video beantworten. Das Video sollte nicht zu lang sein. Neunzig Sekunden wird von Anbietern und Unternehmen als Richtwert genannt. Mit einem guten Bewerbungsvideo ist die Einladung zum Vorstellungsgespräch nah.
Tipps zur Erstellung
Fragentechniken der Personaler
Die Klassiker der Fragetechniken kennen die Personalverantwortlichen selbstverständlich. Sie stellen Fragen zu fachlichen und zu überfachlichen Inhalten und haben das erklärte Ziel, den Bewerbenden auf den Zahn zu fühlen.
Dabei nutzen sie einen Leitfaden oder greifen auf Standardfragen zurück. Oft werden die Kandidaten mit den gleichen Fragen konfrontiert um die Antworten zu vergleichen. „Was sind Ihre Stärken? – Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?“… Personalverantwortliche kennen diese Fragen. Bewerbende auch. Bereiten Sie sich darauf vor und liefern Sie passende Antworten. Diese systemischen Fragetechniken können Personaler anwenden:
Versetzen Sie sich in die Lage der Personaler. Denken Sie darüber nach, was in Ihrer Branche wichtig ist und welche Informationen benötigt werden, um Sie einzustellen.
Hier einige Links zu Ratgebern für Arbeitgebende und Personalverantwortliche.
Personalwissen Videointerviews
15 Minuten Wirtschaftspsychologie
Das Telefoninterview – 1. Teil
Der telefonische Kontakt mit einem potenziellen Arbeitgebenden wird in seiner Bedeutung oft unterschätzt. Wenn man sich die Chancen auf die erhoffte Stelle erhöhen will, muss das Gespräch gut vorbereitet werden.
Bevor man sich bei einem Arbeitgebenden schriftlich bewirbt, ist es oft sinnvoll und von manchen Unternehmen erwünscht, erst telefonisch Kontakt aufzunehmen. Durch gezieltes Nachfragen kann man wertvolle Informationen sammeln, um den Lebenslauf bzw. das Berufsprofil und das Motivationsschreiben adressatengerecht zu gestalten.
Der erste Eindruck
Viele Bewerbende sind sich jedoch nicht bewusst, dass sie bei der Firma schon in dieser Phase einen wichtigen ersten Eindruck hinterlassen.
Der Vorteil: Wer sich beim ersten Telefonkontakt gut präsentiert, hat bessere Chancen bei der schriftlichen Bewerbung.
Die erste Hürde
Ist die Bewerbung eingereicht, kann es je nach Firma dazu kommen, dass Bewerbende zu einem Telefoninterview gebeten werden. Das ist ein Grund zur Freude – eine erste Hürde im Bewerbungsprozess ist geschafft.
Allerdings findet hier eine weitere Selektion statt. Nur wer auch diese Auswahl übersteht, wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Eine gute Vorbereitung bedeutet, dass Sie die wichtigsten Informationen und etwas zum Schreiben griffbereit haben. Dazu gehören die Stellenanzeige, Ihre Agenda, Ihr Lebenslauf und eventuell Notizen über Ihre letzte Anstellung.
Das Telefoninterview – 2. Teil
Vorbereitung
Überlegungen zur ausgeschriebenen Stelle:
- Was weiss ich über diese Arbeit und diese Firma?
- Welche Fragen werden mir wohl gestellt – und wie beantworte ich sie?
- Welche Stellen hatte ich bisher? Welche Aufgaben hatte ich dort zu erledigen?
- Warum bewerbe ich mich für diese Stelle?
- Wie sieht das Arbeitsumfeld aus? Mit wem arbeite ich zusammen?
- Welche Kompetenzen habe ich?
- Wie ist die Arbeitszeit geregelt?
- Welche Möglichkeiten zur Weiterbildung habe ich?
Telefongame
Mit diesem Bewerbungsspiel können Sie sich spielerisch vorbereiten.
Sie erhalten während des Spiels konkrete Tipps, die Sie sofort umsetzen können. Viel Spass!
Das Telefoninterview – 3. Teil
Während des Gesprächs
Schaffen Sie optimale Bedingungen für ein erfolgreiches Gespräch.
Erzählen Sie kurz und bündig.
- Vermeiden Sie Lärm und andere Störfaktoren
- Telefonieren Sie stehend – Ihre Stimme wirkt so angenehmer und selbstbewusster
- Bleiben Sie beim Thema
- Lassen Sie Ihren Gesprächspartner ausreden
- Fragen Sie bei Unklarheiten freundlich nach
- Demonstrieren Sie Ihr Interesse
Bleiben Sie sich selbst. Denn wenn die «Chemie» am Telefon stimmt und Sie vorbereitet und interessiert wirken, stehen die Chancen gut, dass Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden.